In der düsteren und schweren Zeit des Dritten Reiches wurden neben vielen anderen Organisationen auch viele Sportvereine, und hier vor allem die Arbeitersportvereine, verboten.
Die Sportplätze, Gebäude und anderes Inventar, bis hin zu den Vereinsakten, wurden beschlagnahmt oder zerstört.
In Fürth fielen unter dieses Verbot vor allem der Turn– und Sportverein Fürth, der Ballspielclub Fürth, der aus dem früheren VfR Fürth hervorgegangen war, der Kraftsportclub Fürth 1897, der Fürther Boxsportclub, der Reichsbahn Turn– und Sportverein und der Postsportverein.
Nach Beendigung des schrecklichen Krieges versuchten viele Sportler aus diesen Vereinen einen Neubeginn.
So erschien in den „Nürnberger Nachrichten“ vom 21. November 1945 folgender Aufruf:
„Das Fürther Sportleben wird in den nächsten Monaten neuen Auftrieb erfahren. Die seit 1933 verbotenen Arbeitersportvereine Turn– und Sportverein, Ballspielclub 21 und Fürther Boxsportclub haben einen Aufruf erlassen, der ein gewaltiges Echo gefunden hat. Der Großteil der Fürther Sportler, mit der Masse des antifaschistischen Blocks, hat diesen Aufruf freudig begrüßt und drei weitere Klubs: Postsportverein, Kraftsportklub 1897 und Reichsbahn Turn– und Sportverein haben sich bereit erklärt, einen Großverein zu bilden. Damit ist ein Fundament geschaffen, bei uns den Sport als Leibesübung auf breitester Basis zu betreiben. Die Fürther Stadtverwaltung wird sicherlich dem neuen Gebilde ihre Aufmerksamkeit schenken. Die Mitarbeiter und Anhänger der sechs Vereine werden aufgefordert, vollzählig an der Gründerversammlung des „Allgemeinen Sportvereins Fürth“ teilzunehmen, die am Samstag, 24. November 1945, 18:00 Uhr in der „alten Post“, Ecke Nürnberger– und Sonnenstraße stattfindet.“
Das Protokoll der Gründerversammlung sagt aus, dass diesem Aufruf 74 Personen gefolgt sind.
Zum kommissarischen Versammlungsleiter wurde Friedrich Wolf bestimmt. Er fand begeisterten Beifall für seinen Vorschlag, einen Großverein zu gründen. Die sportlichen Wettkämpfe werden auf dem Sportgelände des früheren Postsportvereins Fürth ausgetragen. Name des Vereins: „Allgemeiner Sportverein Fürth“.
Zum 1. Vorsitzenden wurde Friedrich Wolf gewählt, zum Vereinslokal die Gaststätte „Zum Stadtwappen“ bestimmt.
Am 15.03.1947 fand die erste ordentliche Jahreshauptversammlung des ASV Fürth statt. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Verein bereits 1100 Mitglieder.
Der Verein hatte folgende Abteilungen:
ð Fußballabteilung (die 1. Mannschaft spielte in der Landesliga)
ð Handballabteilung
ð Kanu– und Schwimmabteilung
ð Boxabteilung
ð Ringer– und Stemmerabteilung
ð Leichtathletikabteilung
ð Tischtennisabteilung
ð Turnen und Frauengymnastik
ð Neu wurde eine Wintersportabteilung gegründet.
Aus dem Protokoll dieser Versammlung geht hervor, dass die Sportplatzfrage das Hauptproblem ist, da man immer noch hofft, den Tuspo-Platz an der Kronacher Straße von den Amerikanern zu bekommen.
Der Kassenbestand beträt 5304,00 RM.
Vorsitzender bleibt Friedrich Wolf. In den Finanzausschuss wird Adolf Grüner gewählt.
Die Beschaffung von Sportkleidung und Sportgeräten ist das größte Problem in dieser Nachkriegszeit.
Der ASV Fürth stellt sich als einziger Fürther Sportverein in den Dienst der Flüchtlingshilfeaktion und kann einen Betrag von 3742,00 DM als Spende abliefern.
Am 05. März 1948 wurde die erste Satzung des Vereins verabschiedet. Die Mitgliederzahl stieg auf 1600.
Der ASV Fürth wird in das Vereinsregister eingetragen.
Die Währungsreform bringt auch dem ASV Fürth große Probleme. Hatte der Verein vor der Währungsreform noch 1700 Mitglieder (dies ist gleichzeitig der höchste Mitgliederstand in der Vereinsgeschichte), so fiel die Mitgliederzahl auf 1200.
Am 15.07.1949 wurde in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung der Austritt der Kanuabteilung gebilligt.
Neuer Vorsitzender des Vereins wurde Fritz Rupprecht. Friedrich Wolf arbeitete als 2. Vorsitzender weiter.
Eine größere Anzahl von Mitgliedern des Tuspo Fürth trat aus dem Verein aus, um durch den Fortbestand des Turn– und Sportvereins Fürth auch dessen Sportgelände zu sichern.
Im September 1949 wurde die Abteilung Heilstättensiedlung gegründet. Diese Mitglieder rekrutierten überwiegend aus dem Komotau bestehenden Sportvereins ARTUS.
1951 wurde ein Beitragserhöhung beschlossen. Die Beiträge waren: Senioren DM 1,00, Jugendliche DM 0,70 und Schüler DM 0,30.
1953 nahmen die Ringer Kilian und Horn an den Olympia-Ausscheidungswettkämpfen teil. Die Staffel rang in der Ringer-Oberliga.
Am 20. März 1955 war dann eine bemerkenswerte Jahreshauptversammlung. Fritz Rupprecht damals: “Ich kann mit stolz berichten, dass der Sportplatz an der Magazinstraße druch Kauf in den Besitz des Vereins übergegangen ist. Weiterhin wurde das Wirtschaftsgebäude mit Tribüne gekauft und ausgebaut. Aus dem Nichts heraus sind wir damit Eigentümer einer großen Sportanlage geworden. Damit ist der ASV Fürth der repräsentative Sportverein der Fürther Südstadt geworden. Weiterhin berichtete Fritz Rupprecht, dass auch der von der Stadt Fürth gepachtete Platz an der Heilstättenstrasse durch den großen Einsatz der Mitglieder (es waren ca. 500 Arbeitsstunden geleistet) als Spielplatz fertiggestellt werden konnte.”
Die Weichen für einen weiteren Aufwärtstrend beim ASV waren gestellt. Es galt nun vor allem, die Vereinsanlagen weiter zu entwickeln. So wurde 1958 das Jugendsportheim der inzwischen in Abteilung West umbenannten Abteilung Heilstättensiedlung gebaut. 1960 konnte das Sportfeld an der Paul-Keller-Strasse errichtet werden und im August 1961 erfolgte dann die Einweihung der gesamten Sportanlage der Abteilung West, die in zweijähriger Bauzeit mit dem damals schon stattlichen Kostenaufwand von 120.000,00 DM errichtet worden war.
Am 20.09.1961 wurde der Pachtvertrag für einen zweiten Platz an der Magazinstrasse geschlossen. Die Pacht betrug damals 48,00 DM.
Inzwischen führte der spätere Vorsitzende des Vereins, Fritz Engel, die Abteilung West. Unter seiner Regie wurde die Anlage mit dem Bau der Gaststätte 1964 vervollständigt.
Zum 20jährigen Bestehen des Vereins wird endlich auch der lang ersehnte B-Platz an der Magazinstr. erstellt. Damit war die Phase des Ausbaus weitgehendst abgeschlossen.
In diese Zeit fiel ein Ereignis, das den Namen des Vereins weit über die Grenzen seiner Heimatstadt bekannt machen sollte. Eine Handvoll besonders in der Jugendarbeit engagierte Vereinsmitglieder erklärten sich bereit, zusammen mit dem damaligen Vereinsjugendleiter Adolf Grüner ein internationales Jugendfußballturnier auszurichten.ImVordergrund sollte bei diesem Turnier besonders die Begegnung von jungen Sportlern, das Knüpfen von Freundschaften zwischen jungen Menschen aus vielen Ländern Europas stehen. Die völkerverbindende Aufgabe des Sports wurde hier hervorragend verwirklicht. Als im Frühjahr 1957 das erste Turnier stattfand, war sicherlich der Wunsch vorhanden, diese Veranstaltung auf längere Zeit durchzuführen. Doch keiner der Initiatoren ließ es sich träumen dass dieses Turnier 37 mal stattfand. Leider musste mit dem 37. Turnier im Jahre 1994 dieses Turnier eingestellt werden, da, aufgrund den geänderten Ansichten in der Gesellschaft und somit auch im Sportleben, mit der Durchführung dieses Turniers sehr hohe Kosten verbunden waren, welche der Verein nicht mehr aufbringen konnte.
Der ASV sagt hier herzlichen Dank allen Mitarbeitern, welche das Turnier so lange am Leben gehalten haben. Einige verdienen es besonders genannt zu werden: Ludwig Weigl, Fritz Engelhardt, Willi Kiesel, später auch Alfred Dietsch. Ebenso der Manschaftsbetreuer schlechthin — Georg Farrnbacher.
Am 26. März 1971 trat Fritz Rupprecht, so die Fürther Nachrichten vom 29.03.1971 „in den Ruhestand“. 22 Jahre hatte er die Geschicke des ASV Fürth gelenkt — fürwahr eine stolze Bilanz. Sein Nachfolger wurde Fritz Engel — auch er sollte 14 Jahre im Amt bleiben. 2. Vorsitzender wurde der Gute Geist der Fußballabteilung, Ludwig Weigl. Fritz Rupprecht wurde einstimmig zum Ehrenvorsitzenden bestimmt. Der Verein hatte nun 921 Mitglieder, der Kassenbestand weist 40.000,— DM Ausgaben aus.
Auch im Verein hatte sich viel geändert. Die Abteilungen Boxen, Tischtennis und Leichtathletik haben sich aufgelöst. Dafür gab es nun Judo beim ASV. 1979 gründete sich die Tennisabteilung. Der Bau von Tennisplätzen auf dem Gelände der Abteilung West wird beschlossen. Heute hat der ASV Fürth mit der Tennisanlage ein wahres Schmuckstück auf seinem Gelände stehen.
Durch die Tatsache, dass bei beiden Gaststätten (Gelände Maganzinstr. 45 und Gelände Paul-Keller-Str. Abteilung West) keine Wohnungen vorhanden ist, wurde es immer schwieriger, geeignete Pächter zu bekommen. Darum wurde der Ruf nach einer Wohnung an der Magazinstr. immer lauter. Unter der Leitung von Hans Dobner, langjähriger 2. Vorsitzender und Baufachmann des Vereins, wurde im Herbst 1982 mit einem Wohnungsbau begonnen. Dabei wurde auch die Gaststätte grundlegend umgestaltet. Während dieser Bauzeit, am 27.02.1983, verstarb Hans Dobner unerwartet. Die Folge war, dass der Bau nur unter großen Mühen beendet werden konnte. Seit Sommer 1983 ist nun unser Vereinsheim wieder so in Schuss, dass man sich darin wohl fühlen kann.
Im Februar 1985 übergab Fritz Engel nach 14 Jahren Tätigkeit einen intakten und solide geführten Verein an seinen Nachfolger Werner Graf. Mit seinen knapp 1100 Mitgliedern gehört der ASV zu den größeren Fürther Sportvereinen.
Unter der Vereinsführung von Werner Graf bildete sich 19?? die Ju-Jutsu-Abteilung als weitere Abteilung. Der Verein hatte nun mit Fußball, Handball, Tennis, Judo, Ju-Jutsu und Ringen 6 Abteilungen welche an sportliche Wettkämpfe teilnahmen. Mit der Abteilung Kinderturnen bot man zusätzlich Jungen und Mädchen die Möglichkeit, sich ohne sportlichen Wettkampf sportlich zu betätigen.
Leider musste der ASV auf dem Gelände der Abteilung West an der Paul-Keller-Str. einen großen Schaden in kauf nehmen. 1995 brannte das Vereinsheim inkl. Nebenräume fast vollständig ab.